Wie sehen zukunftsfähige und lebenswerte Stadtquartiere aus? Wer darf den öffentlichen Raum wofür nutzen und was braucht es, damit eine vertrauensvolle und gute Nachbarschaft im Viertel entsteht? Der autofreie Superblock-Sonntag am 3. Juli, 10 bis 20 Uhr, bietet Gelegenheit, Ideen für autoarme Quartierskonzepte auszuprobieren. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Umwelt- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol, die Vorsitzende des Jugendparlaments und weitere Expertinnen und Experten tauschen sich um 13 Uhr bei einer Publikumsdiskussion dazu aus.
In den drei Innenstadt-Quartieren Inneres Dichterviertel, Inneres Rheingauviertel und in Bereichen von Wiesbaden-Mitte werden einzelne Straßen autofrei sein. Betroffene Anwohnerinnen und Anwohner, die Autos umparken müssen, können kostenfreie Ersatzparkplätze nutzen. Die autofreien Straßen laden Akteure sowie Besucherinnen und Besucher ein, den Straßenraum als kulturelle Erlebnis- und Aktionsfläche sowie zur Bewegung und Begegnung zu nutzen. Das ausführliche Programm sowie alle Informationen zu den Ersatzparkplätzen sind unter www.wiesbaden.de/superblock-sonntag zu finden.
Aktuell dient der öffentliche Straßenraum überwiegend als Verkehrsfläche für fahrende und parkende Autos. Damit verbunden sind Lärmbelastung, Luftverschmutzung und mangelnde Grünflächen. Doch Straßen können sich auch in begrünte Oasen der Erholung, in nachbarschaftliche Begegnungsstätten oder in Spielorte für Kinder verwandeln. Das zeigen die Superblocks in Städten wie Barcelona, Wien oder Berlin. Ein Superblock wird allgemein als Straßenblock, bestehend aus mehreren Häuserblocks, definiert, in dem der Kfz-Verkehr neu organisiert wird. Ein ausgeklügeltes System von Einbahn- und von autofreien Straßen verhindert, dass die Verkehrswege innerhalb dieser Zonen zur Durchfahrt genutzt werden. Das Verkehrsaufkommen reduziert sich dadurch deutlich.
„Eine solche Umgestaltung kann darüber hinaus das Stadtklima erheblich verbessern und ein echter Gewinn für die Bewohnerinnen und Bewohner sein“, ist sich Umwelt- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol sicher. Denn begrünte Flächen und Bäume sorgen – im Gegensatz zu Asphalt und Steinen – für Schatten und Abkühlung. Sie reduzieren damit die Gefahr, dass sich gesundheitsbelastende Hitzeinseln bilden und sind daher wichtige Maßnahmen zur Klimaanpassung.
Mehr Klimaschutz, das ist auch das Anliegen des Jugendparlamentes, das die Idee zum Superblock-Sonntag hatte und der dann von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde. „Mit dem Superblock-Sonntag wollen wir zeigen, dass eine klimafreundlichere Mobilität möglich ist“, sagt Marie Kristionat, Vorsitzende des Jugendparlaments und ergänzt, „es ist die Aufgabe meiner Generation Mobilität neu zu denken“. Sie freut sich deshalb genauso wie die Ortsvorsteher, -vorsteherinnen und -beiräte, die den Superblock-Sonntag zusammen mit dem Umweltamt vorbereiten und organisieren, über das große Interesse und über die vielen Aktivitäten, die von Bewohnerinnen und Bewohnern, Musikern, Kleinkünstlern und anderen kreativen und engagierten Köpfen auf die Beine gestellt werden: Frühstück uff de Gass, Flohmarkt, Kaffeekränzchen, Geschichten erzählen, philosophieren, mit Kindern auf der Straße spielen, Live-Musik, Improtheater und Yoga sind nur einige Programmpunkte. Weitere Aktivitäten sind willkommen.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Stadtrat Andreas Kowol laden um 13 Uhr zum Superblock-Talk auf den Kleistplatz ein. Mit dabei sind Marie Kristionat vom Jugendparlament und Mobilitätsexpertin und Bestseller-Autorin Katja Diehl. Mit ihrem Buch „Autokorrektur“ plädiert sie für eine inklusive und klimagerechte Verkehrswende.
„Natürlich ist eine solche Wende kein leichter Weg, denn viele Interessen müssen gleichermaßen berücksichtigt werden“, weiß Andreas Kowol. Deshalb wird der Superblock-Sonntag von Studierenden des Studiengangs Mobilitätsmanagement der Hochschule RheinMain wissenschaftlich begleitet und evaluiert. „Wir wollen aus den Erfahrungen lernen, um zukunfts- und tragfähige Verkehrslösungen für Wiesbaden umzusetzen“, so Kowol abschließend.